Internationale Fachleute diskutierten in Kassel über Globales Lernen in Schulbegegnungsreisen im Kontext von Süd-Nord-Schulpartnerschaften. Auf der Fachtagung, die am 02. und 03. Mai 2016 im CVJM-Tagungshaus in Kassel stattfand, tauschten sich über 40 Expert_innen aus Afrika (Benin, Elfenbeinküste, Ghana, Senegal, Südafrika), Asien (Indien, Philippinnen) und Europa (Deutschland, Frankreich, Serbien) und Südamerika (Bolivien) über theoretische und praktische Perspektiven auf Begegnungsreisen zwischen Schulen aus.
Das kurzweilige Programm begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Annette Scheunpflug, Professorin für allgemeine Pädagogik an der Universität Bamberg, zu der Frage, inwiefern Begegnungsreisen ein Beitrag für eine „Weltbürgerliche Bildung“ sind oder sein können. In den Arbeitsgruppen (“Panels“) und bei einem sogenannten „Gallery Walk“ stellten Lehrkräfte, Forscherinnen und Forscher sowie staatliche und nicht-staatliche Organisationen ihre Projekte und Ergebnisse vor. Sie diskutierten z.B. darüber, wie durch eine diskriminierungssensible Begleitung solcher Reisen Vorurteile abgebaut werden können. Am Abend zeigte das Kasseler Musik-Projekt “Palaver Rhababa”, in dem Geflüchtete, Migranten und Einheimische gemeinsam Musik machen, wie fruchtbar internationale Begegnung für die Musik sein kann.
Am zweiten Tag wurde zunächst eine kritische Perspektive eingenommen: Wie gehen wir mit unserem „kolonialen Rucksack“ um? Wie stellen sich Programme zur Förderung von Begegnungsreisen aus postkolonialer Perspektive? (Video-Interview mit Prof. Dr. Vanessa Andreotti, University of British Columbia, Vancouver und Vortrag von Abdou Rahime Diallo, Gründer des Diaspora Policy Institute Germany ). Diese Perspektiven und Erfahrungen aus der Praxis wurden in den Arbeitsgruppen intensiv diskutiert. Doch was bedeuten diese Diskussionen über Globales Lernen für die Schulentwicklung? Darüber sprachen Johannah Sesi Mahlangu (Golden Youth Club, Südafrika) und Harald Kleem (Peer Leaders International) in ihrem Vortrag aufgrund ihrer Erfahrungen in Südafrika und Deutschland.
Abschließend wurde in einer Podiumsdiskussionen mit den Vortragenden und den Veranstaltern der Bogen über die ganzen zwei Tage geschlagen: Welche Herausforderungen für schulische Begegnungsreisen ergeben sich im Süd-Nord-Kontext in Theorie und Praxis? Welchen Beitrag können sie für den regulären Unterricht oder für Schul-entwicklungsprozesse leisten? Wie können die Erfahrungen aus dem Globalen Süden und dem Globalen Norden, aus der Förder- und Schulpraxis und aus der Forschung zusammengebracht werden?
Der Erfolg dieser Tagung zeigte sich vor allem in der aktiven Mitgestaltung der Teilnehmenden: Fast zwei Drittel der Teilnehmenden trugen in Form von Vorträgen, Postern oder Videos etwas zu den Diskussionen in ihrer inhaltlichen Vielfalt bei. Zudem zeigte das besondere Format eine Theorie-Praxis-Tagung mit Perspektiven aus einem Dutzend Ländern, von Schulen, Vereinen, Fördergebern und Wissenschaftler_innen sowohl die Herausforderungen als auch die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen den Akteuren.
Die Ergebnisse der Tagung werden in einer Online-Dokumentation und in einem Tagungsband aufbereitet. Aktuelle Informationen hierzu finden Sie auf der Seite der Veranstaltung: http://fachstelle-glis.de/begegnungsreisen/.